Dieser Artikel über die richtige Vorbereitung von Mehrtagestouren oder einer Alpenüberquerung bezüglich der Hüttenübernachtungen ist ein Gastbeitrag unseres Autors Christof Herrmann, der auf seinem Blog www.einfachbewusst.de regelmäßig über die Themen Wandern, Minimalismus, Nachhaltigkeit und vegane Ernährung schreibt.

Normalerweise reserviere ich ungern lange im Voraus, weil das auf Kosten von Spontanität und Freiheit geht. Das Wetter, die Tagesform, die Mitwanderer und die Wegbeschaffenheit haben Einfluss darauf, wie weit ich an einem Tag komme oder gehen möchte. Dieses Jahr dürfte es aufgrund der Auflagen und Hygieneregeln kaum möglich sein, ohne Reservierungen eine Etappenwanderung zu starten. Damit es mit einem Schlafplatz trotzdem klappt, möchte ich euch in diesem Beitrag einige Tipps geben.

1. Möglichst früh oder möglichst spät in der Saison gehen

Die Zeit, wenn der Frühling noch da ist bzw. der Herbst vor der Tür steht, habe ich oft als beschaulich und ruhig erlebt – unterwegs wie in den Hütten. Auf der Alpenüberquerung Salzburg – Triest sind manche Abschnitte bereits im Mai möglich. Will man die gesamten 500 Kilometer gehen, kann man in den meisten Jahren schon Mitte Juni bzw. solltet ihr spätestens Anfang September starten.

2. Nicht am Wochenende starten

Wenn man die erste Etappe einer bekannten Fernwanderung oder Alpenüberquerung unter der Woche geht, vermeidet man wahrscheinlich einen größeren Pulk an Wanderern. Die meisten starten an einem Samstag oder Sonntag, um die Urlaubstage optimal auszunutzen. Das ist gut an der Teilnehmerliste der Alpenüberquerung Salzburg – Triest zu erkennen.

3. Die Starttage der Bergschulen meiden

Besonders populäre Routen wie der E5 von Oberstdorf nach Meran werden von Bergschulen als Touren angeboten. Es lohnt sich zu wissen, wann diese Gruppen ihre Alpenüberquerung starten.

4. Azyklisch gehen

Auf meinen Alpenüberquerungen und meinem Jakobsweg habe ich festgestellt, dass sich viele Fernwanderer an die Etappeneinteilung in den Wander- und Pilgerführern halten. Deswegen kann es Sinn machen, azyklisch zu gehen, also in Hütten und Talorten zu übernachten, die zwar auf der Route, aber nicht am Ende der vorgeschlagenen Etappen liegen.

5. Alternative Routen wählen

Man muss sich nicht immer an die Hauptroute halten. In vielen Wanderführern – so in meinem – werden Varianten vorgestellt. Zuweilen reicht auch ein Blick auf die Karte, um die Route auf eigene Faust anzupassen. In etwas abseits gelegenen Berghütten geht es oft ruhiger zu.

6. Bei schlechtem Wetter nicht ins Tal fliehen

In einem Jahr hatten wir in den Berchtesgadener Alpen nichts als Wolken und Regen. Unserer Stimmung tat das keinen Abbruch. Die Bergwelt wirkte mystisch, wir hatten den Nationalpark quasi für uns allein und auf den Hütten bekamen wir Doppel- und 4er-Zimmer, weil viele Gäste nicht auftauchten.

7. An den Wochenenden die Hot Spots vermeiden

Bei gutem Wetter geht es an den Wochenenden in manchen Alpenregionen zu wie in einem Taubenschlag. Auf der Alpenüberquerung Salzburg – Triest ist das v. a. am Königssee, im Nationalpark Berchtesgaden, im Nationalpark Triglav und in Tolmin so.

8. Je fitter, desto flexibler

Dem einen oder anderen gefällt der Hüttentrubel oder der Ort nicht. Dann ist es hilfreich, wenn man noch genügend Kraft hat und ein Alternativziel ansteuern kann. Ich habe das schon mehrmals gemacht. Dafür braucht es natürlich noch Schmackes in den Beinen und es sollte nicht zu spät für den Weiterweg sein.

9. Morgens zeitig starten

Gerade in den Alpen empfiehlt es sich, den Wandertag früh zu beginnen. So sichert man sich am Ziel einen guten Schlafplatz und gerät am Nachmittag nicht in die häufig aufziehenden Gewitter. Und wenn das Wetter doch hält, kann man die Etappe verlängern.

10. Nach einem Zimmer fragen

Einer schnarcht immer. Und wenn keiner schnarcht, dann müffelt es. In einem vollen Matratzenlager zu schlafen, ist nicht jedermanns Sache. Ich frage bei der Ankunft den Hüttenwirt gerne nach einem Platz in einem Zimmer. Damit hatte ich sogar in vermeintlich ausgebuchten Hütten Erfolg, weil jemand kurzfristig abgesagt hat.

Bonus: Und was ist mit dem Zelten oder Biwakieren?

Manch einer nimmt ein Zelt oder einen Biwaksack mit, um unabhängig von den Berghütten zu sein und jederzeit eine ruhige Nacht inmitten der Natur verbringen zu können. Man sollte wissen, dass das Zelten in fast allen Schutzgebieten (so in den drei Nationalparks auf der Alpenüberquerung Salzburg – Triest) und auch außerhalb dieser Gebiete abgesehen von offiziellen Campingplätzen oft verboten ist. Das geplante Biwakieren wird außerhalb der Schutzgebiete teilweise geduldet. Darüber hinaus erhöht sich das Gewicht des Rucksacks schnell um mehrere Kilogramm, da neben dem Zelt oder Biwacksack weitere Ausrüstung wie Isomatte, Schlafsack, Kocher, Wasser und Proviant hinzukommen. Ich bin lieber mit leichtem Gepäck unterwegs.

Diese Wanderführer von Christof sind beim Rother Bergverlag erschienen:

Rother Wanderführer
Fränkischer Gebirgsweg

In 21 Etappen vom Frankenwald über das Fichtelgebirge und die Fränkische Schweiz zum Nürnberger Land – der Fränkische Gebirgsweg zählt zu den längsten und schönsten Weitwanderwegen Deutschlands. Er ist ausgezeichnet als »Qualitätsweg Wanderbares Deutschland«.

Rother Wanderführer
Alpenüberquerung Salzburg – Triest

28 Tage Natur pur! Vier Länder, drei berühmte Nationalparks und sieben Gebirgsgruppen liegen auf der Route der Alpenüberquerung von Salzburg nach Triest. Stille Wege, herrliche Aussichten und ein großartiges Finale – das sind die Zutaten dieser Transalp, die viele Wanderer begeistern wird.

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